Betreuung nach der Klinik

Sehr wichtig für den Trauerprozess und die Verarbeitung des Geschehenen ist die Betreuung nach dem Klinikaufenthalt. Leider gibt es zurzeit in Tirol keine Selbsthilfegruppen, die Eltern nach einer Fehl- oder Totgeburt unterstützen, da die Selbsthilfegruppe „S.A.M.T – du bist immer ein Teil von uns“ vor 2 Jahren ihre Tätigkeit eingestellt hat. Es gibt jedoch weitere Möglichkeiten, während der folgenden Zeit Hilfe zu bekommen.

Es besteht die Option einer Hebammenarbeit zu Hause. Da gerade im Falle einer Fehl- oder Totgeburt das Krankenhaus sehr schnell wieder verlassen wird, kann eine ausgebildete Hebamme für die weitere Zeit sehr hilfreich sein. Ihre Aufgaben bestehen hauptsächlich darin, für die Betroffenen da zu sein, ihnen zuzuhören und den Wochenbettverlauf zu kontrollieren. Als Wochenbett werden die ersten 6-8 Wochen nach einer Geburt bezeichnet, in denen sich die Gebärmutter zurückbildet, Geburtsverletzungen abklingen, der Hormonhaushalt verändert und Frauen besonders sensibel und schutzbedürftig sind. In Österreich ist diese Leistung zwar nicht kostenlos, aber eine Leistung der Sozialversicherungsträger. Die Kosten für eine bestimmte Anzahl an Hausbesuchen werden, bei einer Hebamme mit Kassenvertrag, übernommen. Im Falle einer Wahlhebamme, wird ein Teil des  Betrags zurückerstattet. Kommt es zu mehr Hausbesuchen der Hebamme oder wird die Ordination öfter besucht, muss dies aber selbst bezahlt werden. Dies gilt jedoch nur für eine Totgeburt. Bei einer Fehlgeburt können die Kosten nicht von der Sozialversicherung rückerstattet werden, es muss also alles selbst bezahlt werden (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, 2011).

In Österreich finden mehrmals im Jahr, in Pfarrgemeinden und Krankenhäusern, Gedenkfeiern bzw. Beerdigungen für Fehl- und Totgeburten statt. In Tirol finden diese regelmäßig in Zams, Innsbruck/Pradl, Söll und im Bezirkskrankenhaus Schwaz statt (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, 2011).

Für viele Eltern kann auch eine seelsorgerische Betreuung durch Pfarrer und Priester hilfreich sein. Vor allem in Bezug auf Taufe und Beerdigung sind Gespräche mit Geistlichen wesentlich. Durch spezielle Ausbildungen wie Pastoral Counseling können sie auf Betroffene besonders eingehen und sie auf der Suche nach dem Sinn begleiten. Auch sie können, wie auch Hebammen, Hausbesuche machen und so in der Zeit der Trauer für die Väter und Mütter da sein.

Auch eine psychotherapeutische Begleitung wäre eine Lösung. Vor allem, wenn mehrere Faktoren zusammen fallen, können sich Betroffene von der Situation überwältigt fühlen. Gerade dann ist professionelle Hilfe von Therapeuten und Therapeutinnen, die mit dem Trauerprozess vertraut sind, sehr wichtig (vgl. Lothrop, S. 259).

Die neueste Möglichkeit ist die Internettherapie. Eine Form, welche es nur mithilfe des Internets ermöglicht, die Verarbeitung des Todes zu erleichtern. Fünf Wochen lang schreiben die Eltern ihre Erfahrungen auf und setzen sich so mit ihnen auseinander. Währenddessen erhalten sie immer wieder Rückmeldungen von ausgebildeten Psychotherapeuten. Durch das Internet ist es möglich, dass jeder diese Therapie nutzen kann. Sowohl Frauen als auch Männer können sich an dieses Angebot wenden, sind dabei unabhängig von der Zeit und können es in ihren Alltag flexibel einbinden. Dabei ist es egal, wie lange die Fehl- oder Totgeburt bereits zurückliegt, wichtig ist nur, dass mit professioneller Hilfe Probleme gelöst und Schuldgefühle und Fragen beantwortet werden (vgl. Schnabel, 2010)

Doch auch Freunde und Familie tragen einen großen Teil zur Bewältigung der Trauer bei. Dabei ist es hilfreich zu wissen, was den Trauernden gut tut und was sie brauchen. Auch vertraute Menschen können den Schmerz nicht fortnehmen, es reicht, für sie da zu sein. Die Trauer wird nicht größer, wenn darüber geredet wird, fehlende Anteilnahme ist schlimmer. Väter und Mütter müssen die Gewissheit haben, dass sie ihre Gefühle auch in Anwesenheit Anderer zulassen dürfen. Berührungen, Umarmungen und spürbare Anteilnahme helfen Betroffenen oft mehr als nur Worte. Sprach- und Hilflosigkeit sind in solchen Situationen normal und dürfen nicht davon abhalten, für betroffene Frauen und Männer da zu sein. Auch wenn die Gegenwart von Freunden und Verwandten notwendig ist, brauchen Trauernde auch Zeit für sich. Oft vergessen Menschen in Ausnahmesituationen sich selbst, eine nahrhafte Mahlzeit oder etwas Bewegung können den körperlichen und seelischen Zustand verbessern. Einladungen zum Essen oder zu Veranstaltungen sind eine gute Möglichkeit, die Trauer für kurze Zeit in den Hintergrund zu rücken und abschalten zu können. Die Anwesenheit und Anteilnahme von vertrauten Personen ist für Mütter und Väter nach einer Fehl- oder Totgeburt hilfreich und sollte nicht, aus Angst den Schmerz noch größer zu machen, vermieden werden (vgl. Lothrop, S. 225 – 228).

Am 2. Sonntag im Dezember findet jedes Jahr der Gedenktag für Fehlgeburten und tot geborene Kinder statt. Die Initiative „Worldwide Candle Lighting“ lädt weltweit alle Menschen ein, eine Kerze ans Fenster zu stellen, damit ein Licht für Sternenkinder um die Welt geht. Im Dom in Innsbruck wird an diesem Tag eine Messe für alle verstorbenen Kinder gehalten.